Adolf-Kolping-Gasse 14

From Baugeschichte

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47° 3' 46.95" N, 15° 26' 27.86" E


Ehem. Castellhof

Der "Castellhof" an der Kühtratte, der Gemeinschafts-Weide der Grazer Ackerbürger, hatte eine bedeutsame und wechselvolle Geschichte. Leider war es den Historikern bisher unbekannt geblieben, dass hier einflussreiche Personen des Grazer Hofes ihren Wohnsitz hatten, die eine nicht unbeträchtliche Rolle während der Gegenreformation spielten. So wuchs hier ab 1582 Reinald, der Sohn des katholische Grazer Burggrafen Karl Scarlich auf. Als dieser nach 1602 - vermutlich bei der Verteidigung von Erlau (Eger, Ungarn) gegen die Türken - fiel, wurde der Knabe, der bei den Jesuiten studiert hatte, vom erherzoglichen Hof aufgenommen und zum Studiendekan und Erzieher von Erzherzog Ferdinand III. bestellt. Unter seinem italienisierten Namen Rinaldo Scarlicchio wurde er 1621 von Kaiser Ferdinand II. zum Bischof von Triest ernannt, 1630 dann zum Bischof von Laibach und Statthalter von Innerösterreich. Über diese in Graz völlig vergessene Persönlichkeit wird eine umfangreiche historische Abhandlung vorbereitet.

Jacob Castell, auch Jacomo Castello geschrieben, erwarb den Ansitz am 22. März 1623 von den Erben Karl Scarlichs und vererbte ihn seinem Sohn Simon Castell. So kam der Hof zu seinem Namen und gab der Gegend zwischen Schönau- und Münzgrabenstraße ihren Namen: Kastellfeld. Die Baugeschichte des Renaissance-Gebäudes, vermutlich aus dem 16. Jh, hatte noch der damalige Leiter des Grazer Stadtmuseums, Eduard Andorfer gewürdigt (siehe Nachlass).

Auch kulturgeschichtlich relevante Ereignisse, wie die hier am Beginn des 20. Jahrhunderts beheimatet gewesene Radfahrschule Steininger, waren nicht geeignet, die Erhaltung des Baues zu sichern; und das, obwohl im Jahr der Kulturhauptstadt 2003 ein diesbezüglicher Vorschlag eingereicht wurde.

Seine jüngere Geschichte ist bekannt. Im Jahre 1849 kam es in den Besitz des Tabakverlegers und Nürnberger Warenhändlers Georg Schwarz, dessen Geschäft in der Sporgasse wegen der reichen Auswahl an Tabakpfeifen stadtbekannt war. Nach dem Schilde, das einen pfeifenrauchenden Türken darstellen sollte, bekam der Laden den Spitznamen „Zum Pfeifenjuden“. Der Volksmund übertrug den Namen auf das Wohngebäude und nannte es „Pfeifenschlössl“, wonach später die heutige Adolf-Kolping-Gasse den Namen Pfeifengasse erhielt.

Eine letzte tragisch-komische Rolle spielte die Durchfahrt des Castellhof in einer Mord-Szene des 2010 gedrehten Films "Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott".


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Der letzte Akt der Zerstörungen des 20. und 21. Jahrhunderts ("Bildhauerhaus" Schönaugasse 49, Belguardo-Schlössl) in dieser Gegend bildete der am 9. August 2010 abgerissenen Castellhof in der Jakob-Redtenbacher-Gasse 14. Die vom Bundesdenkmalamt verkannte oder negierte historische und kunsttopographische Bedeutung war der auslösende Fehler gewesen. Erst nach dem erfolgten Abbruch wurde von Denkmalpflegern erkannt, dass es sich um einen solitären und bedeutenden Bau gehandelt hatte, und es wurde inoffiziell zugegeben, dass ein wichtiges Baudenkmal verloren gegangen war. In seinem Inneren konnten noch knapp vor der Zerstörung von Sachkundigen u.a. Trambäume aus der Renaissance, Stuckdecken aus dem Barock, eine schmiedeeiserne Tür von 1851 festgestellt werden. Nicht einmal die Sicherung dieser Bauteile wurde vorgenommen. Laukhardt 19:56, 13. Jun. 2012 (CEST)

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