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Hakenförmige, zweigeschossige Anlage, der Baukern aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Südost-Trakt ist der Rest eines ehemals vierseitigen Baublocks mit östlich angebauter Schloßkirche St. Gotthard (1659 gew.). An der Nordwest-Ecke ein viergeschossiger quadratischer Turm (1830 unter dem damaligen Besitzer, Graf Lamberg, aufgestockt, 1968 restauriert) mit laternenbekröntem Zeltdach und Sandstein-Allianz-Wappenkartusche der Grafen von Lamberg. Anfang des 18. Jh.; Süd-Hofseite mit zweigeschossigen Pfeilerarkaden. Die Flachdecken der Arkadengänge im Obergeschoß mit bemerkenswerten Stukkaturen,
Mattia Camin zugeschrieben, um 1659/1660. Im Erdgeschoß des O-Flügels Marmor-Widmungsinschrifts-Tafel (anläßlich eines Aufenthaltes Kaiser Leopolds I.) mit Chronogramm dat. 1660, ehem. an der Schlosskirche. Mobiliar des 17. – 19. Jh., intarsierte Barockschränke, Empire- und Biedermeiermöbel, Gemäde u. a. von
Hans Canon.
Aus der Besitzgeschichte: Schon 1290 besitzt das obersteirische Stift St. Lambrecht einen Weinzehent bei Andritz. 1319 wird ein Hof Weinzierl genannt: Ulrich von Wallsee, Landeshauptmann von Steiermark, vergleicht den Abt von St. Lambrecht in dessen Streit mit dem Hofmeister Niklas von Weinzierl um den Hof Weinzierl. 1372 leiht das Stift dem Erhart Chrael von Spiegelfeld und seiner Hausfrau Anna 60 Pfund auf ihren zu Weinzierl gelegenen Hof. 1386 überträgt ein Konsortium von Juden den Hof Erharts des Chrael zu Weinzurl und den Plickch-Weingarten zu St. Veit, die beide ihnen versetzt waren, dem Abte David von St. Lambrecht für 200 Pfund Pfennige als Pfandlösung. Das Stift verwendete das Gut nun als Meierhof. 1373 wird zum ersten Mal der Name St. Gotthard genannt: Der Pfarrer Peter zu St. Veit bei Weinzierl verpflichtet sich und seine Nachfolger gegen Übergabe eines unterhalb der St. Veitskirche gelegenen Weinzehents durch den Abt Peter von St. Lambrecht zur Feier einer Messe in jeder Woche und zwar in der St. Gotthards – Kapelle zu Weinzierl (sand Gothard de Weinczurl). 1386 überträgt ein Konsortium von Juden den Hof Erharts des Chrael zu Weinzurl und den Plickch-Weingarten zu St. Veit, die beide ihnen versetzt waren, dem Abt David von St. Lambrecht für 200 Pfund Pfennige als Pfandlösung. Dieser Erhart Krel von Spiegelfeld, er siegelt 1368 eine Urkunde gemeinsam mit Friedrich von Stubenberg, war nach Baravalle ein Dienstmann der Stubenberger. Das deutet darauf hin, dass vorher die Stubenberg den Hof besessen hatten.
Im Jahre 1532 wurde der Hof von den Türken zerstört, als diese westlich der Landeshauptstadt vorbeizogen. Noch 1542 lag der Hof Weinzierl ob Graz, "so durch den Türken verprennt worden" öde, verlassen da. Erst zu Ende des 16.Jahrhunderts vermochte das Stift den Hof wieder aufzubauen. In den Jahren 1654-59 wurde er und die Kirche von dem aus dem Trentino gebürtigen St. Lambrechter Stiftsbaumeister Domenico Sciassia (+1679) neu errichtet, für den sich seit dem Jahre 1673 der Name "St. Gotthard" einbürgerte. Er diente dem Abt in der Weinlesezeit zur Wohnung und war im Laufe der Zeit zu einem kleinen Schlößchen ausgebaut worden.
Am 23. Juni 1660 besuchte Kaiser Leopold I. auf dem Weg zur Erbhuldigung St. Gotthard, 1673 machte er nochmals hier Station, kurz vor seiner Hochzeit mit der tiroler Erzherzogin Claudia Felicitas im Schloß Eggenberg. Nach der Aufhebung des Stiftes St. Lambrecht unter Kaiser Joseph II. ging 1786 das Schloss in Staatsbesitz (den Religionsfonds) über. 1791 wurde es in einer Beschreibung als "Schloß kleinerer Gattung" bezeichnet. Anschließend war "ein gemauerter Trakt", durch den man vom Schloß in die Kirche gehen konnte. Schloß und Meierhaus waren durch einen großen Hof getrennt und beide Gebäude von einer Mauer umgeben. Zum Schloß gehörte ein "Zieglstadl", eine "Weinzierley" und der Bogenhof im Wald hinter dem Admonterkogel. Im 18. Jahrhundert sah es ähnlich aus wie heute. Zwei einstöckige Teile stoßen im rechten Winkel aufeinander. In einem zu Ende des 18.Jahrhunderts ausgestellten Fragebogen war in die Rubrik "Lust- oder unnöthige Wirtschaftsgebäude, die zum Abtragen beantragt werden, "Die Kirche mit dem Ganggebäude" eingetragen. Sie war mit Steinen und Ziegeln gedeckt, eingewölbt (vermutlich barock), von einer Kuppel überkrönt und hatte einen kleinen, gemauerten Kirchturm. Das Kirchenschiff war mit Steinen gepflastert. Beeindruckend die Länge: 60 m, die Höhe: 12 m. Zwölf alte Glasfenster, zwei Glocken (zusammen 130kg schwer), acht hölzernen Statuen und zehn Kirchenstühle bildeten das Inventar.
Im Jahre 1804 kaufte den Besitz Franz Moss von Sonnegg. 1808 wurde die Kirche vom neuen Schloss-Besitzer, Cajetan Graf von Wildenstein, gesprengt und das Material zum Bau einer Gastwirtschaft und zur Verbesserung einer Straße verwendet. Kümmerliche Reste blieben erhalten, so auch die Glocken, die heute im Turm der Pfarrkirche St. Veit hängen. Seither ist das Schloss im Privatbesitz mit einigen rasch wechselnden Besitzern. 1870 war es im Besitz des Freiherrn Ecker-Eckhofen und wurde bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Schloss Eckhofen bezeichnet.
Auf einer steilen Felsklippe über dem Schloß seht ein ehemaliges Winzer-Wachhaus, das sogenannte „Pfefferbüchsel“, erbaut um 1830. Bau über kreisförmigem Grundriß, Kegeldach. Eine Holzbrücke führt zum Eingang des runden Türmchens. Zum Schloss gehörte auch eine 1853 abgebrannte Kavalleriekaserne.
(Nach: Baravalle, Schlösser; DEHIO Graz; Urkundenbuch St. Lambrecht)
Schlosshof mit Turm - Laukhardt 2011
Turm mit Wappen - Laukhardt 2011
Pfefferbüchsel - Laukhardt 2011
Das Schloss St. Gotthard steht aus unverständlichen Gründen nicht unter Denkmalschutz, liegt aber in der Altstadt-Schutzzone 2 "St. Gotthard". 2011 hat der Bezirksrat von Andritz einen Vorschlag auf Unterschutzstellung von Schloss und Pfefferbüchsel beim Landeskonservatorat für Steiermark eingereicht. Es ist zu hoffen, dass sich die Denkmalschützer von den Argumenten überzeugen lassen.
Sie ließen sich! Seit 2019 steht das Schloss unter Denkmalschutz!